Neue Vorzeigegrabung im Archäologischen Park Xanten

 

 

 

 

Es tut sich was im Archäologischen Park Xanten.

Auf der Insula 13 – Insula werden die Flächen zwischen den Wegen im Archäologischen Park genannt – waren die Archäologen auf die Fundamente eines Tempels gestoßen, die nun unter der Leitung des in Fachkreisen deutschlandweit bekannten Archäologen Dr. Armin Becker freigelegt werden. „Der extrem trockene Sommer“, so Becker, „machte es uns verhältnismäßig einfach, diese Fundamente zu entdecken. Neben der geophysikalischen Prospektion des Geländes ließen sich durch die extreme Trockenheit bereits mit bloßem Auge die Umrisse eines Tempels knapp unter der Erdoberfläche ausmachen. „Noch nie“, freut sich der 56jährige Archäologe, „habe ich erlebt, dass sich Mauern so gut abzeichneten“. Weitere Untersuchungen und erste Grabungen ergaben schließlich, dass es sich bei dem Tempel um einen der Gallischen Bauart handelt. Dies erklärt Becker damit, dass es in den römisch verwalteten Gebieten drei Arten von Tempeln gab, die Griechischen, die eigentlichen Römischen und eben die Gallischen. Eine Begründung dieses Umstandes ist leicht, denn schließlich waren es zu etwa 99 % Einheimische, die hier lebten. Diese pflegten auch ihren Glauben weiter und die Römer ließen sie gewähren, solange dies nicht den eigenen Interessen entgegentrat. Das Hauptmerkmal eines Gallischen Tempels war der Kernbau (Cella), ein Raum mit einer Tür, in dem die Gottheit ansässig war und der über einen überdachten Umgang verfügte.
Nun wird die Ausgrabungsstelle per Tachymeter und Drohne zentimetergenau vermessen, jedes gefundene Detail katalogisiert und ausgewertet. Die gesamte Fundstelle ist von gelben Vermessungspunkten übersät. Faszinierend die Tatsache, welche Folgerungen die Archäologen und Grabungstechniker aus den Funden ziehen können. So erzählen beispielsweise die Putzrückstände an den Mauerresten einiges über die Baugeschichte, wie nachträgliche Erweiterungen des Bauwerks. Hier wurden drei Bauphasen nachgewiesen. Ziegelreste lassen darauf schließen, dass Cella und Umgang nach mediterranem Vorbild mit Ziegeln gedeckt waren. Während das Innere höchstwahrscheinlich mit einem hochwertigen Plattenboden versehen war, war der Hof gekiest.
Geschwärzte Stellen im Boden zeugen von Feuerstellen. Nur stellt sich die Frage, wozu diese genutzt wurden, denn zum Heizen waren sie zu klein. Die Archäologen gehen davon aus, dass hier eventuell gebacken wurde und erhoffen sich im weiteren Vorgehen durch Schlämmen des Bodenmaterials genauere Aufschlüsse darüber.
Eine wahre Fundgrube stellt die Grabungsstätte außerdem im Hinblick auf Tonscherben dar, die ebenfalls jedes Archäologenherz höher schlagen lassen. In mühevoller aber äußerst spannender Kleinarbeit geben auch diese den wissenschaftlichen Fundbearbeitern Aufschluss über so manches Detail der römischen Geschichte am Niederrhein.
Angesiedelt wird der der Fund, bei dem es sich um den momentan größten im Archäologischen Park Xanten handelt, um das erste Jahrzehnt des zweiten Jahrhunderts, bevor die Nutzung wahrscheinlich Ende des dritten bis vierten Jahrhunderts mit dem Bau der Festungsanlage endete.
Der leitende Archäologe ist gespannt, was sich im Laufe der weiteren Grabung weiteres ergibt, „denn wir befinden uns gerade mal knapp unter der Erdoberfläche“. Was sich in größerer Tiefe befindet, vermag noch niemand vorauszusagen. Vielleicht sind es weitere Mauerreste einer vorhergehenden Bebauung oder andere Überraschungen. Doch handelt es sich hierbei bis jetzt lediglich um Spekulationen. Was letztendlich zum Vorschein kommt, wird die Zeit zeigen.
Randolf Vastmans

Schreibe einen Kommentar